(Zurich) Memory Space

 »Ich sann über Möglichkeiten des Überlebens in einer lebensfeindlichen Umwelt nach
und darüber, wie bestimmte Insekten, Fische und Säugetiere die akustischen
Eigenschaften ihrer Umgebung imitieren, um zu überleben.«
Alvin Lucier, Reflexionen. Interviews, Notationen, Texte 1965-1994, Köln 1995

Ein Musiker (Cellist) und eine Musikerin (Sängerin) wurden beauftragt, in Zürich West je eine kurze Klangsituation (ca. 1 Minute) zu suchen, die sie anziehen, irritieren, abstossen oder die sie sonst in irgend einer Weise interessieren sollte. Der Klang wurde aufgezeichnet; ausgewählt wurden in beiden Fällen recht unspezifische Soundscapes, die sich durch einen grossen Rauschanteil auszeichnen:

Klangsample für den Cellisten:

Klangsample für die Sängerin:

Karte2

Die beiden Musiker hatten nun die Aufgabe, den Klang auf ihren Instrumenten bzw. mit der Stimme möglichst präzise zu imitieren. Die aufgenommenen Samples sowie die erarbeiteten Imitationen wurden anschliessend in einer konzertanten Situation – in diesem Fall in einem Theaterraum (Theater der Künste der Zürcher Hochschule der Künste, Bühne A) – aufgeführt.

Der Cellist verwendete für die Umsetzung seines Samples aus der Hardturm-Brache in Zürich West zwei Bögen und nutzte vor allem Steg und Saitenhalter für die Wiedergabe von Windgeräuschen. Die Sängerin benutzte für den Klangcharakter eines belebten, von Tram-, Zug- und Autogeräuschen geprägten Platzes vor dem Bahnhof Hardbrücke neben Stimme und Pfeifen auch ihren Körper sowie einen Schwamm und einen Aktenordner als zusätzliche Klangquellen.

Für die Aufführung wurde folgender Ablauf gewählt:
– Cello solo
– Klangsample Hardturm
– Cello solo
– Stimme solo
– Klangsample Hardbrücke
– Stimme solo
– Cello und Klangsample Hardturm zusammen
– Stimme und Klangsample Hardbrücke zusammen
– Klangsample Hardturm und Hardbrücke zusammen
– Cello und Stimme zusammen in freier Improvisation über das bisherige Klangmaterial

»Eine Cellistin hat dann etwas über den Klang von Reifen gelernt und auch darüber, was
sie mit einem Bogen und einer Saite alles tun kann.«
Alvin Lucier, Reflexionen. Interviews, Notationen, Texte 1965-1994, Köln 1995

Das Konzept und dessen Umsetzung wurde angeregt durch Alvin Lucier Konzeptkompositionen (Hartford) Memory Space (1970) sowie Carbon Copies (1989).

InterpretInnen:
Stimme: Meret Roth
Violoncello: Benjamin Ryser

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