SONIDEROS UND IHRE HERKUNFT

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Sonido Continental 2000/Miguel Cruz mit seiner Familie im Innenhof ihres Hauses im Peñón de los Baños-Viertel in Mexico City

In den 1950er Jahren begannen die Sonideros – in Tepito und dem Peñón de los Baños, zwei Quartieren der Arbeiterklasse von Mexico City – an Nachbarschaftsfesten und Privatanlässen (Geburtstage, etc.) ihre LP’s zu spielen.

Ab den 1960er Jahren gab es die Sonidos, wie sie bis heute existieren. Sie spielen vor allem Música Tropical (Cumbia und Salsa) und ihr Soundsystem hat einen Namen. Zu den ersten Sonidos gehörten: Sonido La Changa, Sonido África, Sonido Continental, Sonido Fascinación und viele mehr.

Es gibt kleinere und grössere Sonidos, sie reichen von einem Plattenspieler und zwei Boxen bis hin zu riesigen Lautsprechertürmen, die mit Lastwagen herangeschafft werden.

Die meisten Sonideros lagern ihr Soundsystem zwischen den Auftritten in ihrem Haus oder dessen Innenhof – neben den unzähligen LP’s, die sie über die Jahre und Jahrzehnte gesammelt haben, und neben den unzähligen Geschichten der Sonidos der letzten 50 Jahre.

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Alter Lastwagen zum Transport der DJ-Ausrüstung des Sonido Coronado im Peñón de los Baños-Viertel in Mexico City

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Señor Cruz von Sonido Coronado mit DJ-Ausrüstung und Plattensammlung im Haus seiner Familie im Peñón de los Baños-Viertel in Mexico City

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Sonido Los Fredy’s zeigt sein Soundsystem im Haus seines Innenhofes im Peñón de los Baños-Viertel in Mexico City

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Blick auf das Zentrum vom Mexico City vom Peñón de los Baños-Viertel aus aufgenommen

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Im Haus von Sonido Cubaney im Ixtapalapa-Viertel in Mexico City

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Plattenspieler und LP’s im Haus von Sonido Maracaibo im Ramos Millan-Viertel in Mexico City

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Beim Haus eines Sonideros im Peñón de los Baños-Viertel in Mexico City

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Ramón Rojo Villa/Sonido La Changa in seinem Haus im Estado de México

Auszug aus einem Gespräch mit Ramón Rojo Villa/SONIDO LA CHANGA, aufgenommen am 08.02.2011 in Mexico City:

»Die Geschichte der Cumbia in Mexiko ist Teil der sechziger Jahre, der Epoche der Beatles, der wunderschönen Epoche der Creedence, des Cha-Cha-Cha, des Mambo und Danzón. Es ist die Epoche, in der ich geboren wurde, in Tepito, einem Arbeiterviertel, das über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Ich bin im Jahre 1948 geboren und wir haben in einer typischen Nachbarschaft inmitten von Tepito gewohnt.

An den Wochenenden, wenn es in der Nachbarschaft Geburtstage, Hochzeiten und anderes zu feiern gab, haben die Leute damals eine kleine Band engagiert. Alle Bands haben Musica Tropical gespielt, und wenn die Band nach jeweils einer dreiviertel Stunde eine Pause gemacht hat, ist der »tocadiscos« (wörtlich »der Plattenspieler«) auf den Plan getreten; der hieß damals noch nicht »sonidero« und sein Soundsystem nicht »sonido«. Die ersten »tocadiscos« haben nicht ins Mikrofon gesprochen, sondern nur Platten aufgelegt.

Auf einer solchen Veranstaltung, an einem Geburtstag für ein dreijähriges Mädchen, wurde Sonido La Changa geboren und seitdem stehe ich, Ramón Rojo Villa, Ihnen musikalisch zu Diensten.

Die Sonidero-Kultur ist inzwischen Teil unseres Volkes, Teil der mexikanischen Kultur. Der Sonidero, anders als ein DJ, spielt ein Lied und das Einzige was er tut, ist die Melodie ausschmücken. Wir spielen Cumbias, Guarachas, Son. Das Wichtigste aber ist, den Leuten die Musik so zu vermitteln, dass sie tanzen und übers Mikrofon Grüße an die Leute zu schicken. Es gefällt ihnen, Teil des Soundystems zu sein.

Was die soziale Herkunft betrifft, sind wir Sonideros aus den ärmeren Stadtteilen, aus der Kultur der »barrios«. Es gab Zeiten, und heute ist es mit der schlechten wirtschaftlichen Situation in Mexiko wieder ähnlich, als die Leute einfach kein Geld hatten, um Tanzen zu gehen. Es gab einfach kein Geld, um einen Abend im Salon »Los Angeles« oder »California« zu verbringen. Also gingen die Leute lieber zu den Sonidero-Veranstaltungen auf der Straße, was kein oder nur wenig Geld kostete.«

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José Ortega/El Morelos vor dem Haus von Sonido Pancho im Tepito-Viertel in Mexico City

Ich habe die Recherche für Sonidero City auf der Strasse bei den Plattenhändlern begonnen. Sie haben mich sogleich mit José Ortega/El Morelos bekannt gemacht, dessen Bruder, wie man sagt, einer der ersten war, der Cumbia-LPs von Kolumbien nach Mexiko gebracht hat. Morelos stammt aus dem Sonidero-Viertel Peñón de los Baños. Wir sind in der Folge zusammen durch das Viertel gefahren und haben an die Türen der Sonideros geklopft, uns mit ihnen unterhalten, Musik aus ihrer Sammlung angehört – und so habe ich nach und nach die Geschichte der Cumbia und der Sonideros erfahren.

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