Ideologien der Kompensation, No 1

Kunst hat sich als vielseitiges aber nicht unumstrittenes Instrument für Standortmarketing, Werbung und als Mittel zur Imageaufwertung und Identitätsstiftung des öffentlichen Raums erwiesen. Insbesondere kommunale Behörden geraten wegen der Funktionalisierungsansprüche, die sie an Kunstprojekte stellen, oftmals in die Kritik. Neben dieser schon oft besprochenen, negativ konnotierten Instrumentalisierung von Kunst und öffentlicher Sphäre ist bei diesem Thema jedoch die differenzierte Betrachtung der Ideologien von besonderem Interesse, die mit spezifischen Positionen und Projekten verbunden sind. Ideologien werden in dieser Ausgabe als Engagement für eine jeweils spezifische Öffentlichkeit, für einen konkreten öffentlichen Gebrauch verstanden. Wertfrei verstanden versammelt der Begriff der Ideologie die Zielvorstellungen von Konzepten und Ansätzen und richtet den Fokus auf die gelebte, habituelle gesellschaftliche Praxis. Ideologien sind einerseits die Grundlage von Manipulation, andererseits sind sie aber auch dafür verantwortlich, dass sich Individuen in der Gesellschaft als Subjekt wiedererkennen.

Aus unterschiedlichen disziplinären Blickwinkeln reflektieren die Autoren dieser Ausgabe die eigenen ideologischen Positionierungen, die ihren künstlerischen Projekten zugrunde liegen. Aus der Perspektive der Bildenden Kunst denkt Andrea Knobloch nach über das Unbehagen gegenüber dem Begriff der Partizipation, Thilo Folkerts schreibt aus der Sicht des Landschaftsarchitekten über die Rolle von künstlerischen und gestalterischen Eingriffen in den öffentlichen Raum und Andres Bosshard regt als Musiker an, den urbanen Klangnebel zu gestalten, hinzuhören und öffentliche Hörräume zu entwickeln. Das Regiekollektiv Rimini Protokoll wiederum lässt hinter die Kulissen blicken und beschreibt die Denkweisen, die sie zu ihren Projekten führen und während deren Ausarbeitung und Durchführung begleiten. Im Gespräch mit Ruedi Widmer erläutert der Performance- und Konzeptkünstler San Keller, wie sich seine Positionierung im Kunstsystem in den letzten Jahren verändert hat und welche Haltungen seinen Projekten zugrunde liegen. Auch beim Bericht über die Konferenz »reArt:theURBAN« stehen grundlegende Fragen nach den Vorstellungen von Raum, Öffentlichkeit und Gesellschaft im Vordergrund.

Welches sind die Konzepte und Entwürfe hinter der Analyse und künstlerischen Bearbeitung der vorgefundenen Situation? Und welches sind die Ziele eines Projektes am spezifischen Ort?
Es sind unter anderem solche Fragen, die – immer wieder aus einem anderen Blickwinkel betrachtet – durch das Thema dieser Ausgabe »Ideologien der Kompensation – künstlerische Verfahren im öffentlichen Gebrauch« führen. Kompensationen sind entweder selber Korrektive und Veränderungen oder können solche initiieren. Sie sind in diesem Zusammenhang nicht bloss als Ausgleich, sondern viel mehr als Erweiterung, Verschiebung, Neubewertung und Veränderung des Vorgefundenen zu verstehen. Birgt das Kompensatorische nicht wunderbare Überraschungspotentiale in sich?

Einblick in die Welt von Rimini Protokoll – Auszug aus »ABCD«

Theater ist das, was Dich überrascht und anzieht. Du nimmst Deinen Standpunkt wahr und auch, dass es deiner ist, weil es andere gibt, mit denen du mal gerechnet hast, aber nicht heute und hier, und schon gar nicht so im … Beitrag ansehen

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Warum partizipieren, wenn’s ums Ganze geht?

Etwas mit anderen zusammen zu tun hat viele Vorzüge, aber auch einige Nachteile. Soweit es meine künstlerischen Tätigkeiten betrifft, sehe ich das gemeinsame Tun als Möglichkeit, aber nicht als prinzipielle Bedingung. Vieles und besonders Handwerkliches, was dabei zur Anwendung kommt, … Beitrag ansehen

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Ist Facebook eine neue soziale Skulptur?

Der Künstler San Keller geht mit seinen Dienstleistungen an die Öffentlichkeit. Ruedi Widmer, an der ZHdK verantwortlich für eine Kulturpublizistikausbildung, diskutiert mit Keller Veränderungen im Feld des Öffentlichen. Ruedi Widmer: Was passiert momentan im Feld »künstlerische Verfahren in den Sphären … Beitrag ansehen

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Welche Kunst für wessen Stadt?
Die Konferenz reART:theURBAN in Zürich

Künstler, Akademiker und Aktivisten aus der ganzen Welt trafen sich vom 25. bis 27. Oktober 2012 in Zürich, um gemeinsam darüber nachzudenken, was die Künste zur Entwicklung der Städte und der urbanen Gesellschaften beitragen und wie sich Künstler bei der … Beitrag ansehen

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Die Konferenz reART:theURBAN in Zürich

Freiraumsaison

Mitte Oktober 2012 wurde in Brüssel die Veranstaltung Parckdesign 2012 GARDEN1 beendet. Die Biennale zielte darauf, mit einem breiten Spektrum gestalterischerDisziplinen die sozialen, urbanistischen und ökologischen Werte von städtischen Brachflächen und städtischer Natur zu untersuchen und neu zu positionieren. Ein … Beitrag ansehen

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Wo geht es bitte zur Klangstadt?

Ich bin Musiker. Mir geht es um das, was ich höre und das, was wir zum Klingen bringen. Jahrelang habe ich meine Stadt zunächst mit dem Aufnahmegerät aufgenommen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Im Tonstudio, meistens irgendwo in einem Untergeschoss, … Beitrag ansehen

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Literaturliste zu Ideologien der Kompensation

George Baird, ‚Criticality‘ and Its Discontents, in: Harvard Design Magazine, 21, 2004, S. 16-21. Lucius Burckhardt, Artikulation heisst Partizipation, in: Die Kinder fressen ihre Revolution, DuMont, Köln, 1985, S. 256-265. Ole W. Fischer, Critical, Post-Critical, Projective?, in: ARCH+: OMA Projekte … Beitrag ansehen

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